Im modernen Bad herrscht Steinzeit

Jede einzelne Marmorfliese ist ein Unikat und erzählt ein Stück Erdgeschichte.

Foto: Burgbad

Im modernen Bad herrscht Steinzeit

Echt oder nachgemacht: Naturstein feiert große Auftritte

30. Januar 2016

Natürliche Materialien sind im Badezimmer von jeher ein Thema. Den ganz großen Auftritt jedoch genießt zurzeit Naturstein. Die Liebe kommt nicht von ungefähr, denn wie kein zweites Material vereint er Individualität und Wohlfühlambiente.

Außerdem bietet Naturstein eine unglaubliche Vielfalt an Farben und Strukturen, die durch verschiedene Oberflächenbearbeitungen, Formate und Formen praktisch ins Unendliche gesteigert wird. Und während viele Baustoffe im Laufe der Jahre unansehnlich werden, gewinnt er weiter an Schönheit dazu. Wandoberflächen aus Travertin und Marmor bringen rustikales Flair oder aber ewigen Schick in allen erdenklichen Nuancen. Seidig schimmernde Bodenplatten aus Schiefer sorgen für moderne Magie. Und dann gibt es da ja noch die nachgemachten Steine. Sie sind so gut, dass sie sich optisch wie haptisch kaum vom Original unterscheiden. Auch die Vielfalt der Imitate überzeugt und reicht vom Felsgestein bis hin zum ziegelroten Gemäuer im Antikfinish.

Ein Stück Erdgeschichte

Marmor punktet mit stets individuellen Maserungen und einer besonders dichten Kristallstruktur, die ihn im polierten Zustand wie kein anderes Naturprodukt glänzen lässt. Jedes Stück ist ein Unikat und erzählt in unendlich vielen Farbnuancen und Schattierungen ein Stück Erdgeschichte. Italienischer „Carrara“ hat wohl den größten Bekanntheitsgrad und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit speziell bei Künstlern und Handwerkern. Im Badezimmer kleidet man neben Wänden und Boden gerne Waschtische in Marmor.

Vom Kolosseum ins Bad

Travertin ist ein sehr warmer, ungeheuer edel wirkender Stein, der schon in der Außenmauer des Kolosseums in Rom verbaut wurde. Heute nutzt man Travertin vor allem im Inneren für Boden- und Wandbeläge. Zu seinen charakteristischen Merkmalen gehören die in ganz unterschiedlichen Größen auftretenden Hohlräume. Sie begünstigen Gewicht, Dichte und die Fähigkeit, Wärme zu speichern. Eine Kombination von Travertin mit einer Fußbodenheizung ist daher kein Problem. Im Gegenteil.

Im modernen Bad herrscht Steinzeit
Travertin wirkt nicht nur besonders warm. Er kann aufgrund der charakteristischen Hohlräume auch gut Wärme speichern. Foto: Dornbracht
Schillernd oder tiefschwarz

Schiefer lebt von den leichten Unebenheiten seiner Oberfläche, in der Fachsprache Spaltung genannt. Spaltraue Schieferplatten sind etwas gröber und muten daher eher rustikal an. Feingespaltene Ausführungen haben eine gleichmäßige Oberfläche und wirken damit moderner. Wer denkt, Schiefer sei ausschließlich dunkel, irrt. Je nach Herkunftsland trifft man durchaus auf schillernde Farben. Wer es eher dezenter mag, dem dürfte beispielsweise die tiefschwarze Schiefersorte „Black Rustic“ gefallen. Bei ihr kommen die Schieferungen durch den einheitlichen Farbton besonders gut zur Geltung.

Reproduktionen als echte Alternativen

Aber nicht alles, was danach aussieht, ist auch Naturstein. Mit Steinzeugfliesen lassen sich nämlich Oberflächen wie Sandstein, Schiefer, Granit oder Marmor täuschend echt reproduzieren. Die Auswahl an Formaten reicht von Mosaiksteinen über Riemchen bis zu 120 x 60 cm großen Platten. Kalibrierte Fliesen – das sind Fliesen, die nach dem Brennvorgang maschinell auf eine einheitliche Größe gebracht wurden – mit exakten 90°-Kanten können auf Stoß verlegt werden, so dass ein ruhiges Verlegebild entsteht.

Fußwarm, schalldämmend und noch dazu hart im Nehmen ist Vinyl. Mittlerweile erhält man das Material in Form von Brettern, die sich mit wenigen Klicks zu schicken Designböden zusammenstecken lassen und dabei gekonnt Naturmaterial wie Stein oder Holz imitieren. Den günstigeren Preis einmal außer Acht gelassen, liegt ein besonderer Vorteil dieser Lösung in der geringen Aufbauhöhe. Damit eignet sie sich besonders gut für alle Renovierungsfälle.

Wunderschöne Wandverblender

Blendend aufgelegt – das gilt nicht nur für Böden, sondern auch für Wände. Das Heft fest in der Hand haben sogenannte Wandverblender aus Naturstein und Feinsteinzeug. Letztere sehen ihren natürlichen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich, sind jedoch erschwinglicher. Die zumeist kleinteilige Verlegung in raffinierter Riemchen-Optik mit bruchrauen Oberflächen sieht nach viel und vor allem kniffeliger Arbeit aus. Der Schein trügt jedoch, da es sich bei den Verblendern in der Regel um vorgeklebte Module handelt.

Vergleichsweise wenig Aufwand machen großformatige Wandpaneele aus Fiberglas, Harz und Steinpulver. Mit ihrer Oberfläche aus Steinmehl oder anderen mineralischen Stoffen bilden sie Beschaffenheit und Farbe von Steinen, Ziegel, Schiefer sowie Beton ebenfalls originalgetreu nach. Die leichten Verkleidungen werden einfach angeschraubt, Löcher und Fugen mit Silikon gefüllt und mit passender Farbe retuschiert.

Am Boden ist unten jetzt oben

Ohne Verkleidung geht es aber auch und das speziell am Boden: Galt Estrich früher nur als „Unterschicht“, hat er es mittlerweile nach ganz oben geschafft, denn Böden in Zementoptik gelten als chic. Das liegt vor allem daran, dass sich damit Flächen ganz ohne störende Fugen puristisch gestalten lassen – mal geglättet und geölt oder authentisch rau, eben so, als ob der Estrichleger gerade mit der großen Kelle drübergezogen hätte.