
Reichlich Entspannung nach einer Höchstbelastung ist ein kluges Rezept, um sich und seine Muskeln in Form zu halten. Da darf ein Bad nicht fehlen. Ob in kaltem oder warmem Wasser, darüber sollte jeder selbst entscheiden. Beim einen wirkt die Eistonne, beim anderen das Abtauchen in Wohlfühltemperaturen besser.
Baden gegen Muskelkater
Warme Wanne oder besser bibbern wie Jogis Jungs?
Ganz Harte vertrauen der regenerativen Kraft eines kühlen Sees. Sportler stellen sich in die Eistonne. Kaltwasser gegen Muskelschmerzen bietet aber auch das heimische Bad. Oder doch lieber ab in die warme Wanne? Eine Glaubensfrage.
Wenn in Russland die Fußballweltmeisterschaft angepfiffen wird, gehören sie in Deutschland zu den Top-Themen: die „Waden der Nation“. Über ihre Form entscheidet nicht nur die richtige Trainingsdosis im Vorfeld des Turniers. Auch die Regeneration nach jeweils 90 Minuten Höchstbelastung spielt eine wichtige Rolle, ob es bei dem einen oder anderen vor der nächsten Partie in der Muskulatur zwickt und zwackt oder eben nicht. Wie sich die Entspannung am wirkungsvollsten erreichen lässt, da gehen die Geschmäcker bei den Athleten allerdings auseinander. Gleiches gilt für die Meinung der Mediziner.
Direktes Kühlen reduziert Schmerz und Müdigkeit
Immerhin: Einigkeit herrscht darüber, dass direktes Kühlen die von Sportlern empfundenen Schmerzen sowie die körperliche Ermüdung reduziert. „Sicherlich spielen psychologische Effekte dabei eine Rolle“, sagt Univ.-Prof. Dr. med. Tim Meyer, Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes und seit 2001 Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Die Psyche ganz von den Physis zu trennen, sei schwierig. Zwar könnten Laktat- und Proteinwerte im Blut der Sportler einen Hinweis auf die Verfassung geben. Aber Fitness sei ebenfalls eine Frage der Selbstwahrnehmung und damit keine eindeutig messbare Größe.

Zum Bibbern wird niemand gezwungen
Meyer selbst ist von der „coolen“ Methode überzeugt. „Wasser überträgt Kälte viel besser auf den Körper als Luft. Das sehen Sie ja schon daran, dass man die Luft auf unter minus 100° C kühlen muss, während man gut mit 12° C kaltem Wasser arbeiten kann. Wasser sorgt gleichzeitig noch für eine leichte Kompression, also einen Druck auf das eingetauchte Gewebe“, erklärte er anlässlich der Fußballeuropameisterschaft einem Redakteur des Weser Kuriers – und ergänzte: „Das sollte man ehrlicherweise zugeben: Der Effekt ist zwar da, aber er ist im Durchschnitt klein. Beim einen wirkt es besser, beim anderen weniger, bei manchen gar nicht. Insoweit zwingen wir auch niemanden dazu, sondern bieten es nur an.“
Warme Bäder haben laut einer Studie den gleichen Effekt
Wie wirksam die Kaltwasserimmersion nun wirklich ist, darüber konnten die Tests des Netzwerks Cochrane Collaboration ebenfalls keine Klarheit bringen. Zwar bestätigte sich, dass Eisbäder den Muskelkater vermindern und die Erholung beschleunigen. Der zweite Befund dürfte allerdings den Nationalspielern des DFB-Kaders ausreichend Argumentationen an die Hand geben, die nicht gerne ins kalte Wasser steigen: Dieser Untersuchung zufolge haben warme Bäder nämlich den gleichen Effekt. Das scheint wohl mit ein Grund zu sein, weshalb viele Kicker nach harten Trainingseinheiten lieber in schöne große Poolwannen steigen. Experten nennen diese Maßnahme Auftriebsbad – es macht bleischwere Muskeln wieder leicht und streichelt die Psyche. Stress, schlechte Stimmung und Muskelverhärtungen lösen sich in Wohlgefühl auf.

Ein Bad nach dem Sport hilft unabhängig von der Temperatur
Ob Jogis Jungs pflegende Zusätze bekommen und wenn ja, welche, darüber gibt es derzeit (noch) keine Informationen. Vielleicht gilt für sie aber der gleiche Grundsatz wie für uns Nicht-Leistungssportler: Bloßes Liegen in angenehm temperiertem Wasser tut es auch – und wie! Weil wir uns einfach geborgen fühlen, Wärme verspüren und gleichzeitig Energie tanken. In der Konsequenz lässt sich festhalten, dass ein Bad nach dem Sport in jedem Fall das Mittel der Wahl zu sein scheint, damit die beanspruchten Muskeln sich gezielt regenerieren. Eine Ausnahme bildet Fußballstar Cristiano Ronaldo, denn er stellt sich weder in die Tonne, noch regeneriert er in der Wanne: Er sitzt in einer speziellen Kältesauna.
Quellen:
FAZ – Wissen/Medizin & Ernährung, www.faz.net; alles in einer! Fachbroschüre, Herausgeber: VDS; Wellness A-Z, www.fitforfun.de; www.weser-kurier.de