
Das Privatbad im Haus an der Hamburger Palmaille ist nur vom Schlafzimmer aus zugänglich und teilt sich in zwei Bereiche: Hinter der geöffneten Schiebetür liegt das sogenannte Hauptbad mit dem querstehenden Waschplatz als Raumtrenner. Dahinter schließt sich das Ruhebad mit der Badewanne an.
Urbanes Bad in bester Lage
Von jeder Position den freien Blick ins Grüne genießen
Urbanes Wohnen bedeutet nicht immer viel Platz. Ganz im Gegenteil: Durch die verdichtende Bauweise in den Städten sind raffinierte Planungen gefragt. Nur so lässt sich dem Wunsch der Bauherren nach Funktionalität und Komfort gleichermaßen gerecht werden. Das gilt für alle Wohnbereiche – besonders jedoch für das Bad. Ein Beispiel aus Hamburg.
Hamburg ist bekannt für seine breiten Alleen und großzügigen Grundstücke. Aber in der noblen Hansestadt entstehen zunehmend Quartiere, die mit enger mehrgeschossiger Bebauung dem Zuzug aus dem Umland Rechnung tragen. Und auch optisch haben sie mit den zahlreich vorhandenen historischen Vorbildern nur wenig gemein. Wohl dem, der in einer der alten Prachtstraßen wie der Palmaille noch ein Plätzchen zum Niederlassen findet und es sich zudem leisten kann. Nicht zuletzt, weil es dort eine Denkmalschutzregelung gibt: Allein 24 Fassadenentwürfe waren nötig, bis die Behörde die Genehmigung zum Abriss des Baubestandes bzw. zur Errichtung des Neubaus gab.
Beton-Monolith lädt zu Spekulationen über sein Innenleben ein
Nun reiht sich ein geradliniger monolithischer Betonbau wie selbstverständlich in das Ensemble der klassizistischen Gebäude der Nachbarschaft ein. Formal lehnt sich der Entwurf an das unweit zu bewundernde „Einfensterhaus“ des dänischen Architekten Christian Frederik Hansen aus dem Jahr 1803 an. Die Neuinterpretation entstand unter der Federführung des Hamburger Architekten Walter Gebhardt. Der geschlossene Baukörper mit den schmalen gläsernen Fugen rechts und links zu den Nachbargebäuden lädt mit seiner strengen Front zu Spekulationen zu seinem Innenleben ein. Schließlich ist das Grundstück, auf dem er steht, gerade einmal 10 Meter breit.
Was hinter der Fassade von Palmaille 98 steckt
Die Besitzerin selbst lüftete das Geheimnis und öffnete Presse und Baubeteiligten die Türen zur Berichterstattung über die fraglos zugleich spannende wie gelungene Planung. So befinden sich hinter der Fassade drei Bereiche: eine Bürofläche zum Vermieten, das Gästeappartement für Familie und Freunde mit zwei Schlafzimmern sowie die Privatwohnung. Dazu eine Terrasse und Stellflächen. Wer sich einen genauen Überblick über die Aufteilung verschaffen und generell mehr über „Palmaille 98“ wissen will: Ein Beitrag in der FAZ nahm sich des Objektes ebenfalls an. Das Bad fand dabei jedoch keine Berücksichtigung. Wir zeigen es aus gleich mehreren Gründen.
Ein Bad von nur 1,50 Meter Breite
Schon seine geringe Breite von lediglich 1,50 Meter war eine Herausforderung. Anstelle einer funktionalen Aneinanderreihung der Elemente wählte die auf (Problem-)Bäder spezialisierte Innenarchitektin Nicola Stammer einen Kunstgriff. Sie teilte den Raum nämlich. Auf der einen Seiten gibt es das „Hauptbad“ mit Dusche und Waschtisch. Auf der anderen Seite befindet sich der sogenannte „Ruhebad“-Bereich mit der Wanne direkt vor der Fensterfront. Die beiden Flächen werden durch die Querstellung eines individuell gefertigten Badmöbels mit Unterbaubecken getrennt. Noch dazu brauchte es Millimeterarbeit, um den Platz für das Bett mit Durchgang und der für die Schiebewände notwendigen Wandfläche auszuloten. Außerdem bedurfte die Seitenführung der Schubladenelemente einer kreativen Idee. Ebenfalls erfüllt wurden Sonderwünsche nach Handtuchhaltern an der Schublade sowie nach einem abgehängten Drehspiegel.
Im Privatbad genießt man den freien Blick ins Grüne von jeder Position aus
Durch die Trennung des Bades in zwei Zonen genießt die Besitzerin von jeder Position aus einen freien Blick ins Grüne. Die raumhohen Glasschiebetüren zum Schlafen und Wohnen hin ermöglichen es ihr, dabei zwischen Offenheit oder Intimität zu wählen. Weder Kabel noch überflüssige Schalter stören das reduzierte Ambiente. Dieses lässt sich sowohl auf die integrierte Technik im Einbaumöbel als auch auf die detaillierte Planung zurückführen. Analog dazu setzt die gewählte ausgesprochen zeitlose Armaturenserie die Reduktion auf das Wesentliche fort.

Elegantes Besucherbad lässt Brauntöne aufleben
Ebenfalls puristisch eingerichtet ist das von den zwei Schlafzimmern des Gästeappartements begehbare „Besucherbad“. An den Wänden und auf dem Boden erhielt es ein am Holzfarbton des Möbels ausgerichtetes elegantes Glasmosaik in aktuellen Braungrautönen. Ausreichend Stauraum findet sich in den Schubladen des Waschtisches und den Wandaussparungen rechts und links vom Spiegel. Mit dieser Lösung folgt Stammer ebenfalls der Gestaltungslinie des Bauwerkes. „Für so eine tolle Raumwirkung braucht man keine großen Räume“, sagt die Innenarchitektin. „Die geschickte Gliederung des Bades für die verschiedenen Nutzungsbereiche und die durchdachte Planung der Details lassen die Größe in den Hintergrund treten.“
Eingebaute Produkte und weitere Infos
Privatbad
Armaturen: Dornbracht: MEM, Sieger Design
Badmöbel: Alape: individuell gefertigt mit Metaphor Unterbaubecken, Sieger Design
Decken-Spiegel: Duravit
Besucherbad
Armaturen: Dornbracht: MEM, Sieger Design
Badmöbel: Alape: A system addit mit Waschtisch der PR-Serie, Design Gerhard Busalt
Quelle: www.dornbacht.com
TIPP: Weitere Einblicke in urbane Bäder bietet unsere „Umbauen & Modernisieren“-Reportage Familienspaß im Vier-Bäder-Haus.