Wassersparen hat viele Aspekte

Ob beim Duschen oder Baden und Händewaschen. Oder aber am WC, Bidet oder Urinal: Moderne Armaturen sparen Wasser und Energie. Dennoch dürfen wir füllige Strahlarten genießen bzw. gute Spülergebnisse erwarten. Moderner Technologie sei Dank.

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Wassersparen hat viele Aspekte

Baden kostet weniger Wasser als ein Burger mit Rindfleisch

7. September 2018

Auch wenn das Vollbad in der Wanne unseren virtuellen Wasser-Fußabdruck vergleichsweise gering beeinflusst, ist Wassersparen im Badezimmer ein ernst zu nehmendes Thema – allein der Umwelt zuliebe. Wir geben Ihnen Tipps, Tricks, Einsichten und eine Checkliste. Die Badprofis vor Ort informieren ebenfalls – u. a. am „Tag des Bades“ am 15. September.

Pro Kopf gehen in Deutschland täglich zwischen 80 und 90 Liter reines Trinkwasser durch den Abfluss im Badezimmer. Das sind rund zwei Drittel des Pro-Kopf-Wasserbedarfs. Mit entsprechenden Techniken für Armatur & Co. und eventuellen Veränderungen im eigenen Verhalten lässt sich das ändern. Dabei geht es auch, aber nicht nur um das finanzielle Sparpotenzial. Das ist in einem Zweipersonenhaushalt (noch) überschaubar – wenngleich natürlich gilt: Je mehr Personen in einem Haushalt leben, desto geringer sind die Wasserkosten pro Kopf. Zusätzlich erschwert wird die Rechnung, weil die Wasserpreise je nach Region sehr unterschiedlich ausfallen.

Die aktuellen Diskussionen rund um den Wasserverbrauch drehen sich aber ebenfalls darum, was wir mit dem Wasser machen und damit um den benötigten Energieverbrauch, um es beispielsweise fürs Duschen zu erhitzen. Oder wie belastet wir das hochwertige Trinkwasser in die Abwasserleitung geben, damit es mit hohem Energieaufwand für einen neuerlichen Einsatz aufbereitet werden muss. Man sieht: Wassersparen hat viele Aspekte, und nicht jeder erachtet es in unseren Breitengraden trotz des Rekordsommers für wichtig. Wir meinen, es macht durchaus Sinn. Daher lohnt sich der Blick auf die Technologien, die es im Bad ermöglichen – auch als Checkliste zum Download gleich hier.

Technologien, die beim Wassersparen helfen

Durchflussbegrenzer für Waschtischarmaturen sind zwar klein und unscheinbar (bei modernen Armaturen sind sie gleich integriert), jedoch ganz groß beim Wassersparen: Bis zu 6 Liter weniger Wasser pro Minute lassen sie passieren. Ein Ergebnis, das sich sehen lässt, wenn man bedenkt, dass durch eine herkömmliche Armatur ansonsten um die 12 Liter Wasser pro Minute laufen würden. Ein gutes Resultat erzielen ferner sogenannte Strahlformer, in aktuellen Modellen ebenfalls schon eingebaut. Ihre Kunst: Der Wasserstrahl wirkt trotz der Halbierung der Strahlmenge angenehm voluminös. Andere Technologien, die auf Luftbeimischung basieren, reduzieren den Wasserverbrauch im Zusammenhang mit spezieller Durchflussbegrenzung sogar um bis zu 60 Prozent auf rund 5 Liter pro Minute – wieder bei gewohnt fülligem Strahl.

Einhebelmischer gelten schon von Haus aus als sparsam und schnell. 30 Prozent weniger Wasserverbrauch wird ihnen gegenüber Zweigriffarmaturen nachgesagt. Der Grund: Der unnötige Wasserfluss während der Temperaturregulierung entfällt. Neue Technologien versprechen unabhängig von Druckschwankungen eine konstant definierte Durchflussmenge von weniger als 6 Liter pro Minute. Es gibt auch Modelle mit zwei Gängen. Um sie komplett für die volle Wassermenge zu öffnen, muss man einen kleinen Widerstand bewusst „überwinden“.  Im gesamten Schwenkbereich fließt dadurch bis zu 50 Prozent weniger, aber immer noch ausreichend Wasser, um sich zum Beispiel die Hände zu waschen. Vor allem Kinder lernen auf diese Weise das richtige Dosieren. Auch variable Mengenbegrenzer bergen ein Einsparpotenzial von bis zu 50 Prozent, indem sich bei ihnen der vertikale Spielraum des Hebels individuell verringern lässt. Zum Sparfaktor werden außerdem immer mehr innovative Strahlarten: Zwei Liter pro Minute zum Händewaschen im Gästebad müssen reichen, so das Motto. Schicke Effekte inklusive.

Wassersparen, ohne den Brausespaß zu schmälern

Hand- und Kopfbrausen der neuen Generation entpuppen sich bei genauem Hinsehen ebenfalls als lohnende Angelegenheit: Je nach Typ senkt eine Kombination aus ausgeklügelter Durchflussbegrenzung, speziellen Strahldüsen und beigemischter Luft den Duschwasserbedarf um bis zu 60 Prozent – ohne den Brausespaß zu schmälern, denn der Strahl bleibt satt und voll. Damit ist die Dusche (zumindest für Kurzduscher) wesentlich wassersparender als ein Vollbad. Mit der neuesten Technologie sind es rund 6 bis 9 Liter pro Minute, die durch den Brausekopf strömen. Das klingt schon nach wenig, aber ein Blick nach Kalifornien zeigt, warum den Herstellern an einer Reduzierung der Wassermenge gelegen ist: Seit diesem Jahr ist dort nur noch ein Durchfluss von 6,8 Litern erlaubt. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Vorgaben zu Einsparungen von zirka 9 Milliarden Liter Wasser führen.

Thermostate an Dusche und Badewanne bezeichnet man zu Recht als Sparfüchse. Ihr Vorteil gegenüber Mischbatterien: Sie liefern Wasser sofort gradgenau in der gewünschten Temperatur. Die Technik, die dahintersteckt: Ein Dehnstoff-Element fühlt die Wasserwärme und vergleicht sie mit der Einstellung, dann wird automatisch kaltes oder heißes Wasser hinzugefügt. 50 Prozent weniger Wasserverbrauch, so lautet das Ergebnis. Viele Modelle verfügen darüber hinaus über eine zusätzliche Spartaste, mit der die Wassermenge abermals um bis zu 50 Prozent verringert werden kann. Und es geht noch mehr: So gibt es Duschen mit klugem Knöpfchen: Wenn man es betätigt, wird die aktuelle Wasserdurchflussmenge gespeichert, und man kann das Wasser stoppen, sich einseifen, um dann beim Anstellen sofort wieder in den Genuss des gewählten Strahls zu kommen.

Urinale sind sicherlich ein Spezialfall und damit unübertroffen im Verbrauch: Ihre Spülung benötigt im günstigsten Fall nur noch einen halben Liter H2O.

Großes Sparpotenzial beim WC

WCs mit Zwei-Tasten-Betätigung oder Start-Stopp-Technologie bewirken, dass viel weniger Wasser durch die Toilette rauscht. Die Prinzipien: Entweder hat man die Wahl zwischen der normalen oder einer reduzierten Wassermenge. Oder man beendet selbst vorzeitig die Spülung. Unterm Strich werden nur 3 bzw. 6 Liter statt konstant 6 oder sogar bis zu 9 Liter Wasser pro Spülgang verbraucht. Je nach Alter der Toilettenspülung. Bei gleicher Hygiene kann der Wasserverbrauch also um 30 bis 50 Prozent reduziert werden und eine 4-köpfige Familie bis zu 40.000 Liter Trinkwasser sparen. Umbaukosten amortisieren sich damit recht schnell.

Allerdings: Für alte problematische Abwasserleitungen in Altbauhäusern muss der Spülstrom bei der normalen Spülung von 6 auf 9 Liter erhöht werden. Auch die Wasserwerke in Ballungsgebieten haben ein Problem mit dem Sparen. Weil die großen Wasserleitungen nicht mehr genug durchgespült werden, reicht der Druck teils nicht aus, sodass Fäkalien liegen bleiben und sich Keime bilden. In Hamburg etwa müssen die Rohre daher mit Frischwasser durchgespült werden. Finger weg also von der Stopp-Taste nach dem großen Geschäft. Wasser spart man übrigens auch dadurch, dass man reinigungsfreundliche Sanitärelemente wählt. Spülrandlose WCs gehören dazu.

Dichtungen lassen, wenn sie porös sind, bei WC-Spülkästen im schlimmsten Fall bis zu 20 Liter Trinkwasser je Stunde unbemerkt auslaufen. Pro Tag summiert sich das auf fast 500 Liter, pro Jahr auf rund 175.000 Liter. Ältere Modelle einfach mal vom Fachmann – vielleicht im Zusammenhang mit anderen Modernisierungsmaßnahmen – kontrollieren lassen. Der Tag des Bades bietet eine gute Gelegenheit zur Information und Terminvereinbarung.

Abwasser aus Duschen, Badewannen und Handwaschbecken – so genanntes Grauwasser – kann für eine zweite Nutzung, etwa zur Toilettenspülung, wiederaufbereitet werden. So eine Recycling-Anlage fürs Einfamilienhaus spart bis zu 300 Liter Wasser täglich. Einfach mal mit einem Profi eine Rechnung aufstellen, ob sich die Investition lohnt.

Wassersparen ohne Zusatzkosten

Im Gegensatz zu Kalifornien und zu vielen anderen Ländern ist Deutschland ein wasserreiches Land. Dennoch sind wir mit Blick auf den Pro-Kopf-Verbrauch sehr viel sparsamer im Umgang mit Trinkwasser. Bei uns werden nur rund 120 bis 130 Liter Wasser pro Person und Tag verbraucht. Im US-amerikanischen Sonnenstaat lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch 2015 bei rund 450 Litern. Doch was ist, wenn bei uns das Quellwasser versiegt und das Grundwasser zurückgeht? Immerhin 70 Prozent des Trinkwassers stammen daher. Da kann es nicht schaden, sich in Wassersparen zu üben.

  • Beim Zähneputzen: Wasser laufen lassen ist immer noch out. Weiterhin in ist ein Zahnputzbecher zum Spülen.
  • Beim Rasieren: Abfluss schließen, Wasser im Becken sammeln und Pinsel sowie Klingen darin reinigen.
  • Beim Händewaschen: Während des Einseifens das Wasser abdrehen. Bei gleicher Hygiene reduziert sich der Verbrauch um bis zu 70 Prozent.
  • Beim Duschen: Für das Vollbad in der Badewanne werden im Schnitt 140 Liter Wasser benötigt. Beim Duschen fließen mit 6 bis 9 Litern pro Minute viel weniger. Wer jetzt schnell rechnet, weiß, dass er die 5-Minuten-Relax-Dusche der täglichen Wannenwonne vorzuziehen hat.
  • Beim Baden: Lieber seltener und dafür mit gutem Gewissen in der Wanne abtauchen – und noch dazu mit Extra-Vergnügen, wenn man es denn zu zweit tut. Dann wird nämlich die komplette Befüllung überflüssig.
  • Beim Wasserhahn: Die tropfende Armatur kostet über das Jahr gerechnet viel Wasser. Rund 9.000 Liter haben Experten errechnet. Für dieses „Eurograb“ lassen sich gleich mehrere tropfende Hähne reparieren.

Wassersparen ja, aber mit Augenmaß

Bei allen Wassersparmaßnahmen weist der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) darauf hin, dass es in unseren Breiten zumindest von Zeit zu Zeit sinnvoll ist, die Leitungen gründlich durchzuspülen. Der Grund: Das Trink- und Abwassersystem in jedem Haus ist entsprechend eines zu erwartenden Durchschnitts- und Spitzenverbrauchs geplant. Wenn dann permanent weniger Wasser durch die Rohre läuft, leiden vor allem die Abflüsse, die nicht mehr freigespült werden und schneller verstopfen.

Auch in den Trinkwasserleitungen sollte spätestens alle 7 Tage ein vollständiger Wasseraustausch zugunsten gleichbleibender Wasserqualität stattfinden. Stagnationswasser bietet nämlich geradezu ideale Wachstumsbedingungen für Bakterien. Ein Trinkwasser-Check durch den Badprofi vor Ort bringt Klarheit zum Status-quo, vor allem aber Sicherheit. Adressen von spezialisierten Betrieben gibt es auf der Website wasserwaermeluft.de.

Wassersparen heißt auch, weniger in den Burger zu beißen

Wer nach dieser Lektüre in Wasserspartechnik investieren will, sollte noch mehr wissen: Der Wasser-Fußabdruck eines jeden Menschen setzt sich nicht nur aus der Dusche am Morgen und dem Toilettengang zusammen. Hinter jedem Produkt des alltäglichen Lebens verstecken sich wahre Fluten – und die kommen im schlechtesten Fall aus Regionen, die unter Wasserknappheit und Dürre leiden.

Unter dem Begriff „Virtuelles Wasser“ fassen Experten daher die Menge an sauberem Wasser zusammen, die zur Herstellung eines Produktes verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird. Oder hätten Sie gedacht, dass Ihr normales Frühstück 135 Liter Wasser kostet und damit dem Fassungsvermögen Ihrer Badewanne entspricht?

Das jedoch ist noch wenig im Vergleich zu den 2.400 Litern, die für einen Hamburger aus Rindfleisch anfallen. Ein Computerchip von 2 Gramm Gewicht benötigt im Laufe seiner Herstellung 32 Liter und das Baumwoll-T-Shirt 4.100 Liter. Bei 3.900 Litern pro Einwohner und Tag liegt übrigens der virtuelle Wasser-Fußabdruck Deutschlands, wenn der Wasserverbrauch für alle Produkte mitgezählt wird. Fakten, die zu denken geben.

Geht es daher nach dem World Wide Fund For Nature (WWF), dann sollte jeder Bürger beim Kauf von Produkten über deren Wasserverbrauch bei der Herstellung informiert sein. Also: Egal, was Sie kaufen, achten Sie in jedem Fall auf langlebige Produkte, die sich ergänzen lassen, reparaturfreundlich und – wenn auch das nicht mehr hilft – immerhin noch recyclebar sind.