10 Tipps für ein gelungenes Dachbad

Wer unterm Himmel baden möchten, muss aufgrund der Dachschrägen oftmals mit Einschränkungen rechnen. Wichtig: Prioritäten setzen und sich bei extremen Schrägen auf das Raumgefühl verlassen.

Foto: VDS / Zeichnung: Nicola Stammer

10 Tipps für ein gelungenes Dachbad

Im Oberstübchen gibt es ein Bad für zwei

29. Januar 2015

Ein Dachbad ist kein Tanzpalast, wenn es auch manchmal auf dem Papier so aussehen mag. Oft fällt die Größe der Grundfläche sehr viel kleiner aus als zunächst gedacht. Der Grund liegt u. a. in der 2. Berechnungsverordnung.  

Danach gehören Raumteile, die weniger als 1 m lichte Höhe haben, nicht zur Wohnfäche. Raumteile, deren lichte Höhe 1 bis 2 m beträgt, zählen nur zur Hälfte zur Wohnfläche. Zusätzlich können der Zuschnitt des Raumes sowie die Lage der Fenster und Tür zu einer echten Herausforderung werden – selbst für erfahrene Badplaner. Wer „im Oberstübchen“ baden möchte, muss daher oftmals mit Einschränkungen rechnen. Die richtige Wahl bei Sanitärobjekten, Materialien und Farben kann Kompromisse aber geschickt überspielen. Das weiß Innenarchitektin Nicola Stammer aus Erfahrung. Auch sie hat unser Beispiel-Bad in mehrfacher Hinsicht auf die Probe gestellt:

  • Die Grundfläche ist mit 11,3 qm ausgewiesen. Legt man die 2. Berechnungsverordnung zugrunde macht sie jedoch nur 8,8 qm aus. Davon haben lediglich 6,4 qm eine lichte Höhe von 2 m und mehr.
  • Fenster und Tür beanspruchen ausgerechnet raumhohe Wände.
  • Die schräge Wand erstreckt sich über einen großen Teil der Grundfläche.
Der Tipp vom Profi

Wenn alle Versuche einer optimalen Raumaufteilung nach Trocken-/Nass- bzw. Aktiv-/Ruhebereich scheitern, müssen andere Prioritäten gesetzt werden. Für unser Dachbad bedeutete das einen dominant in Szene gesetzten Waschtisch. Die seltener genutzte Badewanne wurde unter die Dachschräge geschoben und über maßgeschneiderte Einbauten wie eine Ablage bzw. Bank geschickt in das Gesamtkonzept eingebunden. Diese Maßnahme lässt den Raum großzügiger erscheinen und sorgt zugleich für ausreichend Stauraum, Bewegungsfreiheit und Stehhöhe am Waschplatz.

10 Tipps für ein gelungenes Dachbad
Im Dachbad unbedingt auf wuchtige Waschtische verzichten. Schmale, flache Modelle machen den Raum luftiger und vergrößern ihn optisch. Planung/Zeichnung: VDS/Nicola Stammer
Wermutstropfen für Badewannenliebhaber

Die Dusche gegenüber dem Eingangsbereich hat eine gerundete, platzsparende Form. Obwohl ihre lichte Höhe zum Wandbereich hin stellenweise weniger als 2 m beträgt, sind Stehhöhe und Armfreiheit dennoch garantiert. Lückenlos an die Dusche schließt sich ein beleuchtetes Nischenschränkchen an. Vom Tischler maßgenau gefertigt bietet es Platz für nützliche Accessoires und Wäsche. Ihm folgt eine Bank-Ablage-Kombination mit leicht auskragender Holzauflage, unter der sich LED-Strips für die Beleuchtung des Bodens verbergen. In ihrem hinteren Bereich wurden Uplights integriert. Sie strahlen nach oben, erhellen die Dachschräge und lassen den Raum nicht nur wohnlicher, sondern insgesamt auch höher erscheinen. Die Badewanne hat eine ovale Form, die zierlicher wirkt als ein adäquates Eckmodell. Sie ist zur Hälfte von der Ablage umbaut. Kleiner Wermutstropfen: Der Idealfall für ihre Platzierung – 2 m Stehhöhe in der Mitte der Wanne – ließ sich nicht realisieren. Die Bauherren wurden in der Planungsphase darüber aufgeklärt, konnten aber mit der nicht ganz so perfekten Lösung „gut leben“.

10 Tipps für ein gelungenes Dachbad
Den Raum unter Dachschrägen gut nutzen – zum Beispiel für ein maßgefertigtes Nischenschränkchen und eine Bank-Ablage-Kombination. Damit wird das Baden zum heimeligen Vergnügen. Planung/Zeichnung: VDS/Nicola Stammer
Keine Kompromisse beim Waschplatz

Grundsätzlich sollte der Waschplatz in einem Dachbad nicht zu weit in den Raum hineinragen, damit vor ihm ausreichend Bewegungsfläche verbleibt. Durch den Kompromiss bei der Badewanne konnte in diesem Planungsbeispiel jedoch auf ein größeres Modell zurückgegriffen werden. Dank Aufsatzbecken bzw. Waschschale und schmaler Schubladen wirkt es dennoch filigran.

Von der Decke bis zum Boden: alles gut ausgeleuchtet

Das Lichtkonzept sieht verschiedene Beleuchtungsebenen vor, das gibt optische Tiefe. Zudem entstehen interessante Lichtinseln. Uplights in der Ablage hinter der Wanne betonen diesen Bereich und lassen die Nische samt Dachschräge großflächiger erscheinen. Über unser Bad wurden vier Schaltkreise verteilt:

  • Allgemeine Beleuchtung: Downlights in der Decke.
  • Seitliches Licht am Waschtisch: im Spiegel integrierte Leuchten.
  • Beleuchtung der Dachschräge: extra schaltbare Uplights im Wannenbereich.
  • Akzentlicht Dusche/Nische/Wanne: Downlights und LED-Strips.
Ganz natürlich oder mit Rot aufgepeppt

Natürliche Materialien und Farben sorgen für ein harmonisches Wohlfühl-Ambiente und sind – bei einem Investitionsvolumen von rund 30.000,00 Euro ein wichtiger Aspekt – vor allem zeitlos. Zu Wannenpodest, Waschtisch, Einbauschrank und Fensterband aus Holz gesellen sich großformatige Boden- und Wandfliesen in dunklem Braun-Grau. Gefliest wurden lediglich die Nassbereiche, was den gemütlichen Charakter unterstreicht. Insgesamt schmeicheln die warmen Töne Augen und Seele – und lassen genügend Freiraum für Accessoires z. B. in angesagten Farben. Wer es ausgefallener mag, für den bietet sich die alternative Waschtischplanung an: ein weißes, hochglänzendes Modell mit roter Glasplatte. Superschick dazu sind dunkelgraue Wandfliesen in moderner, textiler Optik.

10 Tipps für ein gelungenes Dachbad
Mit Farben Wirkung erzeugen: Eine dunkle Wand schafft Gemütlichkeit und Geborgenheit. Helle Töne an den übrigen Flächen machen den Raum offener und größer. Akzentfarben sorgen für Frische und Bewegung. Planung/Zeichnung: VDS/Nicola Stammer
10 Tipps für Dachbäder
  • Setzen Sie Prioritäten und verlassen Sie sich bei extremen Dachschrägen auf Ihr Raumgefühl. Die Anordnung der Sanitärobjekte kommt erst an 2. Stelle.
  • Wenn Sie neu bauen, binden Sie den Badplaner am besten früh ein. In der Planungsphase kann er gemeinsam mit dem Architekten den Grundriss optimieren und eventuell noch die Veränderung der Tür- oder Fensterposition erwirken.
  • Verwenden Sie abgerundete zierlichere Sanitärelemente.
  • Wuchtige Waschtische vermeiden: Schmale, flache Modelle machen das Bad luftiger und vergrößern es optisch.
  • Aufsatzbecken oder Waschschalen lassen den Waschplatz filigraner wirken.
  • Nutzen Sie den Raum unter Dachschrägen für Stauraum, eine beleuchtete Nische, Bank, Ablage oder eine Kombination daraus.
  • Uplights vermitteln eine wohlige Stimmung und lassen Dachschrägen optisch höher wirken.
  • Wärme ausstrahlende Naturtöne und Materialien sorgen für eine angenehme Atmosphäre.
  • Lassen Sie Farben wirken: Eine dunkle Wand schafft Gemütlichkeit und Geborgenheit. Helle Töne an den übrigen Wänden machen den Raum wieder offener und größer. Wenn Sie es nicht zu bunt treiben, bringt eine Akzentfarbe Bewegung auch in Ihr Dachbad.
  • Weniger Fliesen bedeuten mehr Wohnlichkeit. Es reicht, wenn sie im Nassbereich zur Anwendung kommen.

Gesamtkosten Entwurf: ca. 17.500 Euro
Weitere Kosten für Tischler (Wannenablage/Einbaumöbel inkl. LED-Strips), Gipskartonwände, Fliesenarbeiten, Elektriker, Sanitärinstallateur und Maler: ca. 15.400 Euro